Europa! Ja, ich will!

euDie Junge Union im Stadtverband Vechta  nimmt unter dem Motto „JU ♡ EU“ am Stoppelmarktsumzug teil. (Alle Informationen zur Anmeldung gibt es hier). Warum das Plädoyer für Europa so wichtig ist, erklärt Matthias Möller im nachfolgenden Artikel, der erstmals in der Juni-Ausgabe des Mitgliedermagazin der JU Niedersachsen, dem Streitross, erschienen ist. 

Ein Plädoyer für den komplizierten europäischen Weg

von Matthias Möller 

29. März 2017: Großbritannien beantragt den Austritt aus der Europäischen Union. Wenige Tage später, am 06. April 2017: Das Europaparlament verabschiedet eine Verordnung, welche die Roaming-Gebühren im europäischen Ausland abschafft. Ab dem 15. Juni 2017 können Bürger ohne zusätzliche Gebühren im EU-Ausland mit ihrem Handy telefonieren, SMS versenden oder im Internet surfen. Manchmal fragt man sich schon, wann genau eigentlich die Briten aufgehört haben, über die Vorteile der EU nachzudenken, die ganz alltäglich und praktisch sind?

Als Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg und die Niederlande 1951 die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl gründeten, rechnete man wahrscheinlich noch nicht damit, dass im Jahr 2017 28 Mitgliedsstaaten an einem Tisch sitzen und das Telekommunikationsrecht harmonisieren würden. Auch ahnte man nicht und erhoffte sich allenfalls, dass man am Anfang der längsten Friedensphase steht, die der durch viele Kriege geprägte europäische Kontinent je gesehen haben sollte. Auch wenn die Verleihung des Friedensnobelpreises 2012 an die EU teils belächelt und kritisiert wurde, so kommt ihr dennoch beim innereuropäischen Versöhnungsprozess eine herausragende Rolle zu.

Ebenso ahnten Schuman, Adenauer & Co. damals wohl nicht, dass die europäische Idee 66 Jahre später so gefährdet sein sollte, wie selten zuvor. Und das ausgerechnet in Zeiten, in denen die weltpolitische Lage an vielen Ecken und Enden angespannt und schlechte Nachrichten als täglich Brot erscheint. In Zeiten, in denen die Wirtschaftskraft eines einzigen europäischen Landes im Vergleich zu den großen asiatischen Nationen nur ein kleines Licht wäre, der gemeinsame EU-Binnenmarkt aber den größte Wirtschaftsraum der Welt darstellt. Womöglich vom schlechten Beispiel der Briten abgeschreckt, haben die Niederlande und Frankreich mehrheitlich für Europa gestimmt. Auch in Deutschland sind die Europa-Gegner weit von politischen Mehrheiten entfernt. Und dennoch: Jede Stimme gegen Europa ist eine Stimme zu viel und Hinweis darauf, dass wir die Vorteile der EU wieder mehr in den Vordergrund stellen müssen.

Unsere Generation ist aufgewachsen mit Schüleraustauschen, Erasmus & Co. Wenn wir Lust auf einen spontanen Wochenendtrip in die Niederlande oder nach Dänemark haben, dann fahren wir dort hin – ohne Grenzkontrollen und häufig, ohne Geld wechseln zu müssen. Wenn wir Waren oder Dienstleistungen im europäischen Ausland anbieten oder kaufen wollen, dann machen wir das. Und wenn wir gern im europäischen Ausland leben oder arbeiten wollen? Kein Problem – uns stehen alle Türen offen.

Die europäischen Grundfreiheiten sind neben dem seit Jahrzehnten anhaltenden Frieden ohne Frage die große Errungenschaft der Europäischen Union. Aber deswegen sollten keinesfalls die Probleme der EU verschwiegen werden. Noch immer haben die europäischen Institutionen zumindest ein gefühltes Demokratiedefizit und die Flüchtlingskrise hat in vielen Staaten nationale Engstirnigkeit hervortreten lassen, so dass für eine gemeinsame und gerechte Flüchtlingspolitik immer noch keine Lösung in Sicht scheint. Und auch die Folgen der Finanzkrise und der sich damit verstärkenden wirtschaftlichen Ungleichheiten zwischen den Ländern der Europäischen Union stellt die Gemeinschaft vor große Herausforderungen. Auch gilt es darauf zu achten, dass Europa nur die großen Dinge regeln und sich nach dem Prinzip der Subsidiarität dort raushalten sollte, wo eine eigene Lösung der Nationalstaaten möglich ist. Wir müssen den Bürgern wieder klar machen, dass Europa nicht die nationalen Identitäten abschafft, sondern gerade wegen seiner kulturellen Vielfalt so einzigartig ist.

Doch wer wären wir – die junge Generation – wenn wir die Herausforderungen von morgen nicht heute schon gemeinsam angehen würden? Wir sind gut ausgebildet und mobil wie nie zuvor. Wir sind jung und haben Ideen und Visionen. Wir sind es, die mit den Entscheidungen, die heute getroffen werden, noch in Jahrzehnten leben müssen. Lasst uns die Probleme gemeinsam anpacken. Lasst uns den komplizierten Weg gehen, statt des vermeintlich einfacheren nationalen Wegs. Lasst uns Dinge ausprobieren und – ja sogar das – lasst uns vielleicht auch manchmal scheitern. Lasst uns das tun, um aus Fehlern zu lernen. Aber lasst uns stets an der europäischen Idee von Einigung, Frieden, Freiheit und Wohlstand festhalten. Lasst uns das in unserer politischen Arbeit tun, aber auch im privaten Bereich – ob im Urlaub, Schüleraustausch oder Studium. Denn in diesem persönlichen Kontakt wird Europa erst wirklich erlebbar.